Studienrat Manfred Winter
Studienrat Manfred Winter

Gründung

Im April 1971 gründetete der ehemalige Kruzianer Studienrat Manfred Winter den Knabenchor Dresden und gab ihm seinen bis heute bestehenden Namen. Er leitete den Chor bis zum September 1998.

Das Haus der Lehrer Dresden wurde Trägereinrichtung des Chores von 1975 bis 1990 und der Kulturpalast Dresden wurde Probenort für die Choristen. In den späteren Jahren nutzte der heranwachsende Chor auch die Aula und mehrere Klassenräume des Gymnasiums Romain-Rolland für die umfangreiche Ausbildung.

Stimmbildnerisch wurde der Chor zunächst von Hans-Wolf Eggestein und später von Prof. Michael Lehmann von der Hochschule für Musik Dresden betreut. Den Musik- und Notenlehre-Unterricht erteilten Prof. Dr. Volker Hahn (Hochschule für Musik Dresden) und Hansjörg Rey (Hochschule für Kirchenmusik Dresden).

Notenmaterial, welches in der ehemaligen DDR nicht verlegt wurde, zum Beispiel Kompositionen von Vivaldi, stellte der Dresdner Kreuzchor zur Verfügung. Der damalige Kreuzkantor Prof. Martin Flämig erlaubte den Zugriff zum Notenarchiv des Kreuzchores, was dankbar angenommen wurde.

Knabenchor Dresden vor dem Kronentor des Dresdner Zwingers
Auftritt 1973 im Dresdner Zwinger
Knabenchor Dresden auf einer Freitreppe des Barockschlosses Rammenau
Juni 1977 im Barockschloss Rammenau
Chorleiter Manfred Winter und Solisten des Chores an einem Klavier
Chorleiter Manfred Winter 1973 bei der Solistenausbildung

Aufbau und Chorarbeit

Für Konzerte standen fünf Auftrittsbesetzungen zur Verfügung, die je nach musikalischen Erfordernissen zum Einsatz kamen. Die größte Besetzung für chorsinfonische Konzerte umfasste 120 Knaben und junge Männer. Jeder Sänger erhielt zwei bis dreimal wöchentlich eine Ausbildung in Stimmgruppen- und Gesamtchorproben. Die Knaben im Vorbereitungschor wurden in den Fächern Musiklehre und Stimmbildung an den Chor herangeführt. Neben verschiedenen Kammerchorbesetzungen konnte der Chorleiter für die Konzertgestaltung auch auf zahlreiche Einzelsolisten und Sologruppen zurückgreifen.

In den Sommermonaten traf sich der Chor zu einer gemeinsamen Chorfreizeit. Die konzentrierte Probenarbeit sicherte eine gründliche Stimmgruppen- und Gesamtchorausbildung. Herausragende Orte dieser Chorschulungen waren die Probenräume des Rundfunk-Jugendchores Wernigerode und die Jugendherberge Rochsburg.

der Chor in der Jugendherberge Rochsburg
Chorfreizeit in der Jugendherberge Rochsburg
Wattwanderung auf Norderney
Wattwanderung auf Norderney im Juli 1994

Die Unterstützung der Eltern ermöglichte eine abwechslungsreiche Feriengestaltung während der gemeinsamen Zeit. Um diese und andere Choraktivitäten zu fördern trafen sich engagierte Eltern bis zur Wendezeit im Elternbeirat. Im Jahr 1990 übernahm diese Funktion der Förderverein Knabenchor Dresden e.V.

der Chor in der Konzerthalle „Carl Philipp Emanuel Bach“
1979 in der Konzerthalle „Carl Philipp Emanuel Bach“ in Frankfurt an der Oder

Frühe Erfolge

Der Chor gab oft und regelmäßig abendfüllende Konzerte im Kulturpalast Dresden und in der Dresdner Lukaskirche. Dabei erklangen neben Werken der großen Meister auch moderne Kompositionen. Ein 1977 erschienenes Informationsheft des Chores berichtete bereits von insgesamt 200.000 Konzertbesuchern allein im Dresdner Kulturpalast, von sieben Fernsehsendungen, drei Rundfunkproduktionen und einer Filmproduktion.

Knabenchor Dresden bei Filmaufnahmen
Filmaufnahmen 1976 im Schloss Moritzburg

Die erfolgreiche Arbeit des Chores führte die Sänger in die großen Konzertsäle der ehemaligen DDR und des östlichen Auslandes, darunter die heutige Slowakei, Tschechien, Polen und Bulgarien. Ein Höhepunkt der solistischen Ausbildung war die dreimalige erfolgreiche Teilnahme am Internationalen Kindersolistenwettbewerb „Goldene Nachtigall“ im mazedonischen Skopje. Die beteiligten Sänger und Chorleiter Manfred Winter errangen den gleichnamigen Preis.

Über das überfüllte Konzert in Groß St. Martin zu Köln schrieb der Kölner Stadt-Anzeiger am 20. April 1993:

„Die Jungen und jungen Männer machten Dresdens großer Knabenchortradition alle Ehre.“

Mit der Wiedervereinigung Deutschlands öffneten sich auch für den Chor die Tore zu Konzerten in den westdeutschen Bundesländern, in Österreich, Italien und in der Schweiz. Von 1990 bis 1998 sang der Knabenchor Dresden auf dreizehn Konzertreisen unter anderem im Aachener Dom, in Groß St. Martin zu Köln, in der Kaiser-Friedrich-Halle in Mönchengladbach, in der Barockbasilika Ottobeuern, in Wangen im Allgäu, im Salzburger Dom sowie in St. Martino in Senigallia (Italien).

Im März 1995 produzierte der Chor seine erste CD „Weihnachten mit dem Knabenchor Dresden & Berlin Brass“, dirigiert von Manfred Winter, mit Chorwerken von Freundt, Haßler, Praetorius, Scarlatti, Schubert, Mendelssohn Bartholdy, Bruckner und Riedel.

Knabenchor Dresden im Kulturpalast Dresden
Weihnachtliches Chor- und Orgelkonzert 1973 im Kulturpalast Dresden
der Chor und die Lausitzer Philharmonie in der Lukaskirche Dresden
Chorsinfonisches Konzert mit der Lausitzer Philharmonie 1995 in der Lukaskirche Dresden
Manfred Winter und Prof. Kurt Biedenkopf
Weihnachtskonzert in der Sächsischen Staatskanzlei für die Angestellten und den Ministerpräsidenten Prof. Kurt Biedenkopf

Staffelübergabe

Mit der Auflösung des bisherigen Trägers, dem Haus der Lehrer, übernahm ab dem 1. November 1990 das Dezernat für Bildung, Jugend und Sport der Stadtverwaltung Dresden den Knabenchor Dresden in seinen Verantwortungsbereich.

Auf einer Konzertreise 1996 planten einige Knaben, die dieser Bezeichnung längst entwachsen waren, da sie zum Teil schon fünfzehn Jahre im Chor sangen, etwas Eigenes zu machen: Sie gründeten das Männervocalensemble „Vorsicht Seriös“. Die von diesem Ensemble ehemaliger Knabenchorsänger produzierte CD „Von Spargel, Liebe und anderen Delicatessen“ ist zugleich ein Zeugnis ihrer soliden Ausbildung im Knabenchor Dresden.

Männervocalensemble „Vorsicht Seriös“
Männervocalensemble „Vorsicht Seriös“

Einige ehemalige Sänger haben die Musik zum Beruf gemacht: Sie sind heute als Musikfachlehrer, Konzertsänger oder Chorleiter tätig, darunter Frank Satzky, Gründer und Leiter des Magdeburger Knabenchores. Andere sind nebenberuflich der Musik verbunden geblieben.

Im Juli 1998 wurde Manfred Winter mit einem Konzert im Erlweinbau der Stadtsparkasse Dresden feierlich verabschiedet und Matthias Jung übernimmt die Leitung des Knabenchores Dresden.

Knabenchor Dresden
Knabenchor Dresden 2010
Knabenchor Dresden im Dresdner Zwinger
Knabenchor Dresden 1980 (Kammerchor)